Antisemitismus im Fußball

Oskar Deutsch
 (* 25. April 1963 in Wien)[1] ist ein österreichischer Unternehmer und seit 2012 Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien sowie des Bundesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden Österreichs.[2]
In seinen Büchern stellt sich Deutsch immer wieder gegen den Antisemitismus | Bild | bei der Signierung eines seiner Bücher auf der Buch Wien 17
Der Antisemitismus will nicht aufhören. Das Beispiel aus Polen zeigt wie gefährlich es wieder geworden ist.  

Fussball:
Polens besiegte Israel in der EM-Qualifikation mit 4:0. Doch bei Facebook vergriff sich der Verband. Seine Begründung befremdet.

Unpackbar: Der ofizielle (!!) Account des polnischen Fußbalverbands
bezeichnet den 4:0 Erfolg gegen Israel als "POGROM" Der Verbands rechtfertigt die Verwendung eines Begriffs, der für den Mord an Hundertausenden Jüd*innen steht, als "üblich".


Berlin.  Es hätte alles so schön sein können. Polen besiegte Israel in der EM-Qualifikation mit 4:0 und führt somit die Österreich-Gruppe an. Beim Sieg in Warschau gegen die Elf von ÖFB-Rekordspieler und Israel-Teamchef Andreas Herzog, bei dem Bayern-Stümer Robert Lewandowski einen Foulelfmeter verwandelte, zeigten sich die Polen von ihrer sportlich besten Seite.
Doch abseits des Platzes sah das anders aus. Der Verband sorgte nämlich auf Facebook für Aufruhr.
Das Social-Media-Team des polnischen Fußballverbands schrieb kurz vor Abpfiff auf Facebook: ­„Toooooor! Das ist jetzt schon ein Pogrom! Wir führen gegen Israel mit 4:0.“ Nach dem Wort Pogrom wurden zwei Emoticons gesetzt: ein Arm mit einem angespannten Bizeps und eine Flamme.


Dieser Begriff stammt aus dem Russischen, steht für „zerstören“. Er wird gemeinhin im Zusammenhang mit den Gräueltaten gegen Juden vor und während des Zweiten Weltkrieges gebraucht. Im Holocaust wurden zwischen 1941 und 1945 rund 6 Millionen Juden ermordet.
Die Rechtfertigung des polnischen Verbandes für die Verwendung des Wortes befremdet zumindest. Der Begriff sei „üblich“, um große Siege im Fußball zu beschreiben. Tatsächlich kann er im Polnischen auch „Niederlage“ oder „Debakel“ bedeuten. Und als solcher wird er auch im Fußball verwendet. Verbandssprecher Jakub Kwiatkowski ruderte aber zurück: „Vielleicht war es in diesem Zusammenhang fehl am Platz, weil es unnötig Emotionen schürt.“

Das tat es in den sozialen Medien tatsächlich:

Sich auf die polnische Sprache auszureden ändert nichts. Geschichtsvergessenheit ist leider nicht nur in Polen ein Massenphänomen. Oder wurde die Geschichte doch bedacht?“ beklagt etwa Oskar Deutsch, der Präsident der Israelitischen Religionsgesellschaft in Österreich auf Twitter.
„Pogrom“ hat nicht nur diese eine Bedeutung. Der Begriff wird ü̱blicherwe̱i̱se in der Sportsprache benutzt und steht für einen hohen und deutlichen Sieg. Niemand wollte israelische Mannschaft beleidigen“, meint dagegen der polnische Fußballkommentator Tomasz Urban („Eleven Sports“).
Versöhnliche Worte findet der Nutzer Bernhard Odehnal: „Vielleicht könnte man Beschimpfungen auf beiden Seiten unterlassen und die Sache nüchtern betrachten: Da hat Pogrom im Polnischen zwei Bedeutungen. Aber eben auch: „Pogrom“. Nach einem Sieg gegen Israel hätte man wohl besser einen anderen Ausdruck verwendet. Oder?“. Der umstrittene Facebook-Post ist übrigens mittlerweile gelöscht.

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